"Jedes Jahr findet in der Pfingstwoche traditionsgemäß die Wasserbauexkursion des Ludwig-Franzius-Instituts der Leibniz Universität Hannover statt, um Projekte und ausgeführte Maßnahmen im Bereich des Küsteningenieurwesens und Wasserbaus vor Ort kennen und verstehen zu lernen. Aufgeteilt auf drei PKW brachen deshalb auch in diesem Jahr wieder 16 Studierende und 4 Mitarbeitende des Instituts in Richtung Niederlande auf.
Das erste Tagesziel war die Besichtigung der Waterloopbos, ein ehemaliges hydraulisches Freiluftlabor und heutiges Naturdenkmal. In dem Labor wurden 35 maßstäbliche Modelle gebaut, wie Hafenanlagen aus Rotterdam, Istanbul und Bangkok, Wehre und Schleusen.
Weiter ging die Reise zum Abschlussdeich, einem 32 km langen und 90 m breiten Damm, der das Ijsselmeer von der Nordsee abtrennt - der Afsluitdijk. Die in den Laboren des Ludwig-Franzius-Instituts getesteten Wellenbrechelemente (zum Projekt), welche aktuell im Zuge der Deichverstärkung implementiert werden, wurden uns von Bas Reedijk vorgestellt. Bei bestem Wetter fuhren wir im Anschluss mit der Fähre auf die Insel Texel, wo das letzte Abendrot am Strand unsere Augen bezirzte.
Der erste Programmpunkt am nächsten Morgen war der Besuch des Royal Netherlands Institute for Sea Research (NIOZ) auf Texel. Dort erwarteten uns spannende Präsentationen über aktuelle Forschungsprojekte, sowie eine Führung durch die Laboratorien. Ein Legomodell, in dem interaktiv konventioneller gegenüber ökobasiertem Küstenschutz ausprobiert werden konnte, sorgte hierbei für besonderes Interesse. Direkt nebenan besichtigten wir das EcoShape Projekt Prins Hendrik Zanddijk. Zum Ausbau des unzureichend standsicheren Deiches wurde eine künstliche Sanddüne errichtet. Im Fokus des Projekts steht die Aufwertung des Ökosystems Wattenmeer unter Bedingung der gleichbleibenden Deichsicherheit, was uns durch Martin Baptist aus der Perspektive eines Ökologen nahegebracht wurde. Nach einer energiegebenden Portion Pommes am Fähranleger fuhren wir zurück zum Festland und weiter zu den Ijmuiden Seeschleusen. Dort befindet sich die weltweit größte Seeschleuse, die im Januar 2022 eröffnet wurde. Diese ist beeindruckende 500 m lang, 70 m breit und 18 m tief. Anschließend führte uns die Reise nach Den Haag, wo wir den Abend gemeinsam ausklingen ließen.
Am nächsten Morgen brachen wir zum größten Hafen Europas, dem Hafen Rotterdam, auf. Früher im Zentrum gelegen, wanderte der Hafen mit immer größer werdenden Schiffen weiter in Richtung Nordseemündung. Die an der Küste aufgeschütteten Inseln, bilden die Maasvlakte, welche seit 2008 vergrößert werden und einen dreifachen Containerumschlag ermöglichen sollen. Vor Ort besuchten wir das Informationszentrum FutureLand. Nach einer kurzen Präsentation über die Entwicklung und Zukunftsprognosen des Hafens konnten wir die interaktiven Exponate ausprobieren. Im Anschluss wurden wir mit einem Reisebus über die erst zum Teil fertiggestellte Maasvlakte 2 gefahren.
Als nächstes besuchten wir die Firma Boskalis Papendrecht. Bei Kaffee und belegten Brötchen präsentierte uns Michael Meuschke Daten und Fakten über das Unternehmen und zeigte uns vergangene und laufende Projekte der Nassbaggerei. Später wurde uns der sich im Firmensitz befindliche Cutter- und Hopper- Simulator erläutert und kurz vorgeführt. Zurück in Den Haag beschlossen wir am Strand die letzten Sonnenstrahlen bei einem Bad im Meer zu genießen.
Am Freitag war unser erstes Tagesziel ein Besuch der TU Delft, wo Bregje van Wesenbeeck und Bas Hofland ihre aktuellen Forschungsprojekte vorstellten. Danach besichtigten wir die Versuchshallen der Universität. Als nächstes wurde uns bei einem Vortrag das technische Institut Deltares vorgestellt. Anschließend konnte die institutseigene große Wasserbauhalle mit mehreren Versuchsanlagen und der große außenliegende Deltaflume besichtigt werden. Der letzte Programmpunkt der Exkursion führte uns an die Universität Twente. Dort fand ein inhaltlicher Austausch über aktuelle Forschungsthemen der wissenschaftlichen Mitarbeitenden statt. So stellte beispielsweise Rik Gijsman seine Forschung bezüglich der Entwicklung von Mangrovenwäldern vor, und Karen Garcia Angulo ihre Untersuchungen bezüglich der zeitlichen Entwicklung von Flussmäandern im Amazonas. Anschließend wurde in der Altstadt von Enschede gespeist und die Erfahrungen der Exkursionstage wurden rekapituliert bevor schließlich der letzte gemeinsame Abend anbrach.
Für die vielen spannenden Eindrücke und Erinnerungen möchten wir den Organisatoren und Förderern dieser Studienexkursion herzlich danken!"