Kleine Inselstaaten wie z.B. die Malediven sind stark von den Folgen des Klimawandels und dem dadurch ausgelösten Meeresspiegelanstieg betroffen. Die Atolle im Indischen Ozean liegen nur rund einen Meter über dem Meeresspiegel. Die Anpassung an den Klimawandel ist daher eine besondere Herausforderung. Ein Forschungsprojekt der Leibniz Universität Hannover (LUH) zusammen mit der Universität Hamburg hat jetzt die küstennahen Prozesse und die Anpassungsstrategien der Bevölkerung an die fortschreitende Erosion der Küstenlinie auf den Malediven detailliert untersucht. Das Projekt DICES wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Schwerpunktprogramm „Sea Level & Society“ (SPP1889, https://www.spp-sealevel.de/) gefördert. Die Ergebnisse des Vorhabens sind aktuell im renommierten Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht worden https://www.nature.com/articles/s41467-021-26082-5
Die Forschenden wollten herausfinden, wie gut die bereits entwickelten Anpassungsstrategien der zentralen Regierung der Malediven geeignet sind, um mit den bereits heute drängenden Küstenproblemen umzugehen und für die Zukunft vorbereitet zu sein. Die Leitfragen, ob der Meeresspiegelanstieg die alleinige Ursache für Veränderungen der Küstenlinie ist und welche natürlichen oder anthropogenen Prozesse diese verstärken, standen im Vordergrund der Untersuchungen. Ziel war es, Fehlentwicklungen in der Anpassung an den klimabedingten Meeresspiegelanstieg effektiver zu begegnen. Um dies erzielen, musste die Attribution der treibenden Faktoren der beobachteten Küstenerosion festgestellt werden. Dazu hat ein Team des Ludwig-Franzius-Instituts für Wasserbau und Ästuar- und Küsteningenieurwesen der LUH insgesamt drei Feldstudien auf den Malediven gemacht, um die Situation und Entwicklungen auf der Riff-Insel Fuvahmulah zu untersuchen und in der Folge hydro-morphodynamische Modellierungen hierzu durchzuführen.
Dabei ist herausgekommen, dass der Hintergrund dieser Erosionsprozesse nur bedingt auf anthropogenen Treibern (Klimawandel oder Meeresspiegelanstieg) basiert, sondern durch bauliche Aktivitäten (Tourismus, Hafenbau) ausgelöst wurde, obgleich das Narrativ der fortschreitenden Küstenerosion heute aber allzu oft auf den Klimawandel zurückgeführt wird. Die Autoren der Studie weisen nach, dass dieser Einfluss erst zu einem späteren Zeitpunkt dominant werden wird und dann irreversible Veränderungen kleiner Inseln auslösen wird.
Beitrag im Fachmagazin Nature Communications: https://www.nature.com/articles/s41467-021-26082-5
Zur offiziellen Pressemitteilung der Leibniz Universität Hannover: https://www.uni-hannover.de/de/universitaet/aktuelles/online-aktuell/details/news/kuestenerosion-auf-den-malediven-ist-der-klimawandel-die-alleinige-ursache/