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Nachruf Prof. Dr. Sören Kohlhase (*11.4.1938 †27.12.2022)

Nachruf Prof. Dr. Sören Kohlhase (*11.4.1938 †27.12.2022)

© LuFI (2022)
Sören Kohlhase beim CGJoint 2014 in Hannover

Das Ludwig-Franzius-Institut der Leibniz Universität Hannover trauert um Prof. Dr.-Ing. Sören Kohlhase, der im Alter von 84 Jahren kurz nach Weihnachten 2022 verstarb.

Nach dem Abitur und der zunächst an der Universität Kiel (1958-59) belegten Studienfächer Mathematik, Physik, Sport (Höheres Lehramt), folgten für Prof. Kohlhase ein Praktikum und im Anschluss ein Studium des Bauingenieurwesens (1959-64) mit der Fachrichtung Wasserbau und Küsteningenieurwesen an der damaligen TH Hannover. Nach dem Diplom (1964) schloss sich für ihn eine wissenschaftliche Mitarbeit in Forschung und Lehre an. Er legte die Promotion mit dem Thema „Über den Vordrall an Pumpeneinläufen im Wirbelfeld“ unter seinem Doktorvater und Mentor, Prof. Dr. Walter Hensen (1949-71), im Jahr 1971 ab. Als verbeamteter Oberingenieur übernahm Prof. Kohlhase zwischen 1971-84 akademischen Tätigkeiten in der Lehre und verantwortliche Funktionen in der Einwerbung, Planung und Durchführung von Forschungsvorhaben am damaligen Franzius-Institut für Grund- und Wasserbau. Es folgten die Einbindung und Übernahme von Leitungsfunktionen im SFB 79 „Wasserforschung im Küstenbereich“ (1969-82) sowie die wiss. Koordination des SFB 205 „Küsteningenieurwesen“ (1983-94) und Teilprojektleitung am neu benannten Franzius-Institut für Wasserbau und Küsteningenieurwesen der Universität Hannover. Nach erfolgreich abgelegter Habilitation mit dem Thema „Ozeanographisch-seebauliche Grundlagen der Hafenplanung“ in 1982 und Erhalt der Privatdozentur, folgte für Prof. Kohlhase zunächst die außerplanmäßige Professur mit der Denomination „Grundlagen des See- und Hafenbaus“ (1985-87) und im Anschluss die Erweiterung der Lehrbefugnis mit der Denomination „Küstenwasserbau“ (1987-1994) an der Universität Hannover. Es folgte schließlich die Berufung an die Universität Rostock mit der ordentlichen C4-Professur für Wasserbau in 1994, wo er im Jahr 2003 auch emeritiert wurde.

Prof. Kohlhase hat als wiss. Mitarbeiter und Hochschullehrer über drei Jahrzehnte (1964-1994) hinweg maßgeblich zur wissenschaftlichen Ausrichtung und zum internationalen Renommee des Franzius-Instituts beigetragen. Insbesondere zeichneten ihn sein großer Erfahrungsschatz, seine einzigartigen Kommunikationsfähigkeiten und das in den vielen Forschungsprojekten erworbene, weitreichende Fachwissen im See- und Hafenbau sowie im Küstenwasserbau aus. Fachwissenschaftlich zeichneten ihn insbesondere Forschungsvorhaben im klassischen Küstenschutz sowie in der Hafenplanung bzw. -betrieb aus. So hatte er immer einen besonderen Schwerpunkt auf den Schutz sandiger Küsten, bspw. auf den Nordfriesischen Inseln am Beispiel von Sylt, der durch Dünen geprägte Küstenschutz an den Küsten Mecklenburg-Vorpommerns oder auch auf internationaler Ebene in Sri Lanka gelegt. Prof. Kohlhase trieb die Forschung und die Implementierung vor Ort maßgeblich voran. Ohne sein Wirken wären internationale Vorhaben wie das CCD/GTZ Coast Conservation Project in Sri Lanka sicher nicht so erfolgreich gewesen. Daneben war er auch aktiv bei der Initiierung und Etablierung der COPEDEC – Konferenzreihe, die einen besonderen Stellenwert auf die Entwicklungszusammenarbeit im Küstenschutz und in der Hafenwirtschaft in Entwicklungsländern legt. Neben der fachlichen Arbeit zeugen zudem viele Freundschaften aus dieser Zeit von seinem positiven und erfolgreichen Wirken.

Prof. Kohlhase erfuhr bei Mitarbeitenden des Instituts und der Fakultät sowie bei den Freundinnen und Freunden der Fördergesellschaft größte Wertschätzung. Er genoss eindrucksvolle Beliebtheit und erhielt außerordentliche Anerkennung von seinen ehemaligen Studierenden, Doktorandinnen und Doktoranden für seine praxisnahen und stets unterhaltsamen Vorlesungen im Küstenwasserbau. Er hat die wissenschaftliche Ausbildung und Vermittlung von Methodenkompetenzen an Studierende des Bauingenieurwesens mit seinem Fachwissen und didaktischen Fähigkeiten über drei Jahrzehnte entscheidend geprägt.

Es war Prof. Kohlhase immer ein besonderes Anliegen und Freude zugleich, die Zusammenarbeit und Freundschaften mit und zwischen chinesischen und taiwanesischen Universitäten zu fördern. Erste gegenseitige Besuche und fachliche Austausche in den frühen 1980er Jahre trugen zu dieser bemerkenswerten Entwicklung und Netzwerkbildung bei und wurden über die folgenden Jahrzehnte vor allem mit der Hohai University, Nanjing, und der National Cheng-Kung University, Tainan, ausgebaut. Prof. Kohlhase war maßgeblich an der Initiierung und Ausgestaltung der Konferenzreihe Chinese-German Joined Symposia for Ocean and Coastal Engineering (CGJoint) wohlwollend und fördernd beteiligt, die ab 1984 zunächst bilateral und dann ab 2000 bis zuletzt 2018 trilateral in nahezu 2-jährlichem Turnus mit wechselnden Austragungsorten in China, Taiwan und Deutschland unter seiner Federführung oder fachkundigen, moderierenden Anleitung stattfinden konnte. Seine Verdienste um die Deutsch-Chinesischen Fachbeziehungen im Küsteningenieurwesen sowie Austausche zwischen Kolleginnen und Kollegen waren für die Weiterentwicklung der Fachdisziplin und das darüber geschlossene Netzwerk und die nachhaltig andauernden Freundschaften über Generationen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hinweg unerreicht und verdienen besonderer Anerkennung und Wertschätzung.

Wir trauern um eine große national und international sichtbare Persönlichkeit und um einen dem Institut und seinen Mitarbeitenden vieler Generation verbundenen Förderer, Ratgeber und Kommunikator. Prof. Kohlhase war dem Institut auch nach seinem Ausscheiden stets fördernd verbunden und hat sich für dessen Weiterentwicklung bis zuletzt nachhaltig eingesetzt. Für seine fortwährende Unterstützung und Empfehlungen sind wir ihm sehr dankbar und werden ihm auch deshalb stets ein ehrenvolles Andenken bewahren.