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Effektivität dezentraler Maßnahmen zur Klimaanpassung in urbanen Räumen

Effektivität dezentraler Maßnahmen zur Klimaanpassung in urbanen Räumen

Neuer OpenAccess-Artikel zur integrierten Bewertung von Überflutungsrisiken und Anpassungsoptionen in der vietnamesischen Metropole Ho Chi Minh City im renommierten Fachjournal Earth‘s Future veröffentlicht.

Die küstennahe Metropole Ho Chi Minh City (HCMC) im Süden Vietnams ist durch das Wechselspiel zwischen klimawandelbedingten Veränderungen von extremen Wetterereignissen und dem sozio-ökonomischen Druck durch Urbanisierung einem steigenden Überflutungsrisiko ausgesetzt. Auch nach der Errichtung eines Ringdeiches, welcher zusammen mit mehreren großen Pumpenanlagen die komplette Innenstadt vor Sturmfluten schützen soll, kommt es weiterhin häufig zu geringen jedoch störenden Überflutungen durch mangelhafte Ableitung beziehungsweise Rückhaltung von Niederschlägen. Die nun veröffentlichte Studie mit dem Titel

Effective Adaptation Options to Alleviate Nuisance Flooding in Coastal Megacities — Learning From Ho Chi Minh City, Vietnam (https://doi.org/10.1029/2024EF004766),

welche in enger Kooperation mit Forschenden des Geoforschungszentrums Potsdam (https://www.gfz-potsdam.de/), der Ludwig-Maximilians-Universität München (https://www.lmu.de/) sowie vietnamesischen Partnern aus HCMC (https://vnuhcm.edu.vn/) und Hanoi (https://vnu.edu.vn/) entstand, untersucht die Auswirkungen dieses sogenannten nuisance floodings sowie dezentrale Anpassungsoptionen.

Konkret wurden mehrere unabhängig validierte Modelle integriert, um Aussagen über die räumliche Verteilung der Risikokomponenten Gefährdung, Exposition und Vulnerabilität treffen zu können. Auf dieser Basis konnte die durchschnittliche Anzahl jährlich betroffener Haushalte und der mittlere jährliche Gebäudeschaden beziffert werden. In einem zweiten Schritt wurden private Vorsorgemaßnahmen (im Sinne des Paradigmas Living with Floods) und Elemente zur Regenwasserrückhaltung als effektiver Baustein einer sogenannten Schwammstadt (Sponge City) parametrisiert im Modell abgebildet. Auf diese Weise konnte die Wirksamkeit dieser beiden dezentralen Anpassungsmaßnahmen mittels ihrer Risikoverminderung ermittelt und verglichen werden. Die Maßnahmen zeigen räumlich sehr verschiedene Risikominderungen und wirken zudem ergänzend zum bestehenden Ringdeich. Die in der Studie erstellten Wirkungsnachweise dezentraler Anpassungsmaßnahmen liefern daher essentielles Handlungswissen für die zukünftige Stadtplanung. Die untersuchten Maßnahmen können als eine sinnvolle Erweiterung der aktuellen Anpassungsstrategie in HCMC angeführt werden, welche entgegen der bisherigen zentralistischen (top-down) Vorgehensweise bei der Risikoanpassung auch lokal (d.h. bottom-up) initiiert werden können.

Der Artikel bildet den dritten Teil einer Reihe von Studien, welche zuvor die konzeptionelle Modellbildung und -validierung auf Basis ausschließlich frei verfügbarer Daten gezeigt (https://doi.org/10.5194/nhess-23-2313-2023) und diese Methodik anschließend um alternative Indikatoren zur Bewertung potentieller Anpassungsoptionen ergänzt (https://doi.org/10.5194/nhess-23-2333-2023) haben. Sowohl die Methodik als auch die generellen Erkenntnisse des Projektes sind auf andere küstennahe Metropolen übertragbar, um nachhaltig auf die zunehmenden Risiken infolge von Klimawandel und Urbanisierung reagieren zu können.